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Auflistung meiner bisher gegangenen Touren


Einzelheiten zur Tour Auf dem Urwaldstieg um den Ederstausee

Aufbruchszeit7.May 2016, 04:15
Ankunftszeit7.May 2016, 19:30
KategorieMittelgebirge Mittelgebirgstour
Schwierigkeitschwer schwer
Länge in km66
Höhendifferenz1540
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Streckenprofilhier klicken!

Weitere Einzelheiten zur Tour

Anfang März bekam ich eine Mail von Stefan. Es gäbe da so ein Geocaching-Event am Ederstausee, das wäre doch was für mich. Kurz geprüft, ob der Termin passt, dann gleich für das Event zugesagt für die lange Strecke (69km). Als ich wenige Tage später Stefan fragte, für welche Strecke er sich angemeldet hätte (es gab die Auswahl zwischen 20, 45 und 69km), war ich fast erschrocken, als er zur Antwort gab, dass er die 20km gehen wolle. Oha, da hatte ich mich jetzt aber auf was eingelassen. Aber zugesagt ist zugesagt, und außerdem ist das ja mal eine echte Herausforderung. Für mich stand fest, dass ich erst einmal abwarten wolle, wie ich meine Mehrtageswanderung von Aurach nach Freising überstehe. In der Retrospektive war dies alles absolut kein Problem, und so konnte es mit dieser Tour ja losgehen. Das Wetter hätte absolut nicht besser sein können: Echtes Kaiserwetter, und ein frischgrüner Buchenwald. Am Freitag bin ich nach der Arbeit nach Herzhausen zum Campingplatz Teichmann angereist. Junge, war da vielleicht etwas los! Der Platzwart war (angeblich) selbst überrascht. Es ging jedenfalls zu wie in der Hochsaison im Sommer, fast jeder Platz war belegt. Auf der Halbinsel habe ich dann dennoch einen guten Platz gefunden, nur zehn Meter vom Wasser entfernt. Nach dem Zeltaufbau habe ich mein Auto allerdings vor den Zeltplatz abstellen müssen, denn das wäre nicht so schön gewesen, die schlafenden Camping-Gäste um 03:40 mit dem Auto zu wecken.
Dann wurde alles vorbereitet, Rucksack für den nächsten Tag vorbereitet, und um halb zehn war ich schlafsackfertig. Ich habe dann noch ein Bier genossen und dabei den vielen Fledermäusen zugeschaut, die über das Wasser flatterten. Außerdem konnte ich noch einem Fackelumzug speziell für die Kinder zusehen. Die hatten alle ihren Spaß bei dieser nächtlichen Runde um den See. Leider habe ich sehr schlecht geschlafen, hier kamen mehrere Faktoren wir Aufregung (lange nicht mehr so eine Distanz gelaufen!) und verschiedene Arten von Störgeräuschen zusamen. Die Lkw auf der Bundesstraße sind wirklich unglaublich laut gewesen!
Um 03:20 dann aufstehen, jetzt muss alles schnell gehen. Zähne putzen, Kontaktlinsen einsetzen, und ab zum Auto, unterwegs eine Haferflockenbombe essen. Kurze Fahrt nach Herzhausen, dort Treffpunkt mit den anderen Wahnsinnigen, von denen ich wirklich niemanden kannte, am Parkplatz des Jugendzeltplatzes.
Da bekanntlich einer immer zu spät ist, mussten wir noch bis um 04:15 Uhr warten, dann ging es endlich los. Zu Beginn wollte keiner das Tempo vorgeben, es ging sehr verhalten los, bis sich dann ein sehr drahtiger älterer Wanderer an die Spitze setzte und ein wirklich beeindruckendes Tempo vorgab. Mit dem Tempo wanderten wir nun in den Morgen hinein. Die Wegführung war für die Dunkelheit ideal, wir hatten meiste breite und einfache Wanderwege. Über das Polenkreuz ging es unter dem Hochstein zur Halbinsel mit dem Zeltplatz Hohe Fahrt. Nun konnte ich auch schon die Stirnlampe wegpacken, und wir durchquerten die kleine Siedlung Bucht Asel. Am Katzenberg der erste tolle Aussichtspunkt, und dann begann eines der Highlights des ganzen Tages: Der Knorreichenstieg. Hier war der Weg wirklich Steig zu nennen. Durch einen Steilhang mit uralten Eichen ging es zur Halbinsel der Hünselburg. An deren Spitze fanden wir ein einsames Zelt, ein Kajak-Fahrer hat hier übernachtet. Der muss sich auch was gedacht haben, als er um 06:30 durch uns geweckt wurde!
In einem langen Bogen ging es nun zur Halbinsel Scheid, wo der erste Versorgungspunkt auf uns wartete. Isa hatte ein tolles Buffet aufgebaut. Für mich gab es einen Kaffee, ein sehr sehr leckeres Kochschinkenbrötchen, eine Bretzel, einen Pfefferbeißer und einen Kaffee. Noch während ich beim ersten Fünftel des Kaffees war, rannten die ersten schon wieder weiter. Puh, das war mir dann doch etwas zuviel. So schnell es ging, trank ich den Kaffee aus, und dann machte ich mich auf den Weiterweg. Spontan schloss sich mir Zwooker an, mit dem ich bis zum Aussichtspunkt Kanzel ein nettes Zweierteam bildete. Wir unterhielten uns über alle möglichen Themen, was allerdings zweimal dazu führte, dass wir den Weg verloren. So stiegen wir einmal zu früh ab und kamen dadurch zur Straße im Werbe-Seitental. Zum Glück hatte Zwooker auf seiner Topo-Karte einen Weg drauf, der uns wieder zum Urwaldstieg brachte, allerdings verschaffte uns diese Aktion ca. 80 zusätzliche Höhenmeter!
Irgenwann querten wir das Vorstaubecken bei Nieder-Werbe, kurze Zeichen von Zivilisation, dann ging es wieder in den dichten Wald hinein. Im ständigen gemütlichen Auf und Ab ging es nun bis Waldeck weiter. Hier kurze Irritation. Die Beschilderung ging in eine Richtung, die unser Track nicht anzeigte. Wir folgtem dem Track, damit ließen wir wahrscheinlich den Aussichtspunkt am Elsterberg aus und überholten dabei unwissentlich die Hauptgruppe rund um Lutz. Die holten uns dann am Aussichtspunkt der Kanzel wieder ein, da waren wir alle doch sehr überrascht! Zwooker und ich dachten, wir hätten durch unseren Verhauer den Anschluss komplett verloren. Später stellte sich heraus, dass auch einige anderen unseren zweiten Verhauer gewählt hatten, einfach, weil der GPS-Track hier etwas ungünstig gezogen war und die Beschilderung auch nicht unbedingt ins Auge sprang.
Puh, was schweife ich ab... Die Aussicht an der Kanzel war noch einmal richtig toll: Burg Waldeck und der östliche Teil des Ederstausees waren gemeinsam zu sehen. Jetzt kam ein langer Abstieg zum Nachstaubecken mit Wasserkraftwerk bei Hemfurth. Vorbei an dem Biker-Imbiss Zündstoff ging es zu einer Brücke, die uns über die Eder führte. Dann mussten wir noch ein paar anstrengende Höhenmeter gewinnen, und wir erreichten nach ca. 39 Kilometern den zweiten Versorgungspunkt. Hier musste ich meinen Wasserbeutel wieder auffüllen. Ich selbst aß zwei Haferflockenbomben und glich den Mineralienhaushalt mit einem alkoholfreien Weißbier aus. Derart gestärkt konnte es nun den Peterskopf, dem höchsten Punkt der ganzen Strecke, hinauf gehen. Früher Nachmittag, die Hitze erreichten ihren Höhepunkt. Zweimal querte der Urwaldstieg Lichtungen, nach der Kühle des Waldes wirkte die Hitze wie ein Schlag ins Gesicht!! Aber nach dem Pumpspeicherbecken, das abgezäunt und nicht sichtbar war, begann der UNESCO-geschützte Buchenwald des Kellerwaldes. Schattenspendend, und lindgrünes Licht, das war doch ganz toll. Auch die Wegoberfläche war durch Laub herrlich gedämpft, sehr fußfreundlich, vor allem, wenn man schon 42km hinter sich hat! Am Sauermilchplatz traf ich dann einige der Wanderer der 45km-Strecke, die machten auch keinen ganz frischen Eindruck mehr! Hier nur kurze Trinkpause, mit einem Cacher, dessen Namen ich nicht einmal kenne, ging es dann weiter zu dem wahrscheinlich schlimmsten Streckenabschnitt. Dies lag daran, weil es viele sonnenexponierte Abschnitte gab, wo wir leicht gebraten wurden. Am Daudenberg war dies der Fall. Der Bloßenberg wurde sehr umständlich nördlich umgangen, dafür bekamen wir Kunst zu sehen. Mein Mitwanderer machte mich auf einen kleinen Erdhügel aufmerksam, der doch tatsächlich Der Busen der Natur hieß. Daraufhin konterte ich mit - man muss es unter den Umständen als intellektuelle Meisterleistung würdigen - der Bemerkung, dass nach der nächsten Wegbiegung dann wohl Der Arsch der Welt läge. Na gut, er kam dann doch nicht, dafür ein schöner Abstieg an einem kleinen Bächlein hinunter zum Stausee. Nun ein ebener Abschnitt direkt am See mit sehr vielen Radfahrern. Die Umgehung des Keßbachtals war sehr mühsam. Als dann der nächste Aufstieg zum Arensberg kam, trennte ich mich schweren Herzens von meinem Mitwanderer, denn ich wollte doch mein eigenes Tempo gehen. Ein naturbelassener Buchenwaldabschnitt folgte, der bei Sturm gesperrt wird (Totholz!), dann musste noch das Bärenbachtal überwunden werden, und nach dem Aufstieg nach diesem Tal, der wirklich sehr fies war (ca. 15 Kehren) erreichte ich den dritten und letzten Versorgungspunkt. Hier hatte ich mir nun eine längere Pause verdient. Hunger hatte ich leider nicht so viel, so dass ich auf den leckeren Erdbeerkuchen verzichtete. Stattdessen machte ich einen großen Fehler und trank eine Literflasche ISO-Sportgetränk in vier oder fünf Zügen aus. Warum das ein Fehler war? Dazu später mehr! Die Pause war wirklich erholsam, ich wechselte die Socken und gönnte meinen Füßen Erholung. Ein kleines Mädchen war so lieb und holte den nahen Tradi für mich, so dass ich ohne aufzustehen den Cache loggen konnte! ;-)
Nach und nach trudelten nun weitere 68km-Wanderer ein, keiner sah mehr wirklich gut aus. Zwooker, MaxThomas und struffel waren auch dabei. Mit den dreien tat ich mich dann auf den letzten Metern zusammen. Über Himmelsbreite und den Hagenstein ging es an Kirchlotheim vorbei in Richtung Herzhausen. Kurz vor dem Erreichen dieser absolut unnnötigen 270-Grad-Kehre im Urwaldstieg dann die Erkenntis, dass das ISO-Getränk mit all seinen künstlichen Süßstoffen eine Wirkung an mir hatte, die ich überhaupt nicht brauchte! Ich muss am frühen Morgen eine Vorahnung gehabt haben, denn ich fand sofort ein gutes Stückchen Klopapier in meinem Rucksack, und den Rest erspare ich hier dem werten Leser. :-)
Derart erleichtert wanderte es sich eigentlich wieder ganz angenehm. Am Hagenstein noch einmal eine schöne Aussicht in das Edertal westlich des Stausees. Auch mal nett, nicht immer nur Wasser zu sehen! Jetzt waren wir eine Vierergruppe und kämpften uns gemeinsam die letzten Kilometer nach Herzhausen voran. Ich erspare hier dem Leser die Beschreibung dieses unendlichen Leids und beende meinen Tourenbericht mit dem Hochgefühl der Wanderer, die an den Autos ankamen, erschöpft aber glücklich, sich gegenseitig abklatschten und sich dann eigentlich nur noch auf das Schnitzelbuffet in Marienhagen freuten!


Letzte Änderung : 22-Aug-2023
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