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Auflistung meiner bisher gegangenen Touren


Einzelheiten zur Tour Über den Wilden Pfaff zum Zuckerhütl

Aufbruchszeit11.August 2016, 07:00
Ankunftszeit11.August 2016, 15:00
KategorieHochtour Hochtour
Schwierigkeitschwer schwer
Länge in km9
Höhendifferenz900
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Streckenprofilhier klicken!

Weitere Einzelheiten zur Tour

Für diesen Tag sagte uns Erich, der Hüttenwirt vom Becherhaus, ein verhalten gutes Wetter voraus. Etwas stutzig wurde ich, als er meinte, dass es teilweise skandinavisch frisch würde, aber sonst stabil und gut. Um halb sieben brachen daher Birgit, Gerhild, Jens und ich auf in Richtung Zuckerhütl, das wir über den Wilden Pfaff und dessen Ostgrat besteigen wollten. Über das Schneefeld kamen wir sehr fix zur Müllerhütte. Unterhalb der Hütte pfiff ein saukalter Wind, der mir schon ein bisschen zusetzte. Seien wir mal ehrlich? Wer ist denn schon Mitte August Temperaturen von -3 Grad gewohnt? ;-)
An der Müllerhütte seilten wir an, dann die böse Überraschung: Jens hat seine Steigeisen im Becherhaus liegengelassen. Er hatte sie Vorraum in die Nähe der Sitzbank hingelegt, und ich hatte nichtsahnend meinen Rucksack direkt davor gestellt. Den Rest ergab dann das Sprichwort: Aus den Augen, aus dem Sinn.
Zum Glück konnte sich Jens damit behelfen, indem er sich in der Müllerhütte ein paar Steigeisen auslieh. So konnten wir dann angeseilt unsere Tour fortsetzen. Vor uns war eine Dreierseilschaft, die eine sehr merkwürdige Warteposition an den Südabbrüchen des Ostgrates einnahm. Wir vier fanden eine gute Einstiegsmöglichkeit in den Grat und seilten uns wieder aus. Dann die nächste große Überraschung: Gerhild und Birgit klinkten sich auch aus und gingen zurück zur Müllerhütte. Ach ja, wer gut mitgezählt hat, wird sich vermutlich fragen, warum wir nur zu viert aufgebrochen waren. Gestern waren wir doch noch acht? Des Rätsels Lösung: Klaus, 2x Michael, Eduardo und Christiane wollten über den Signalgipfel und die Seescharte schon einen Tag eher zur Nürnberger Hütte wandern.
Also, da waren es also nur noch 2xJens am Ostgrat des Wilden Pfaffs. Wir stiegen ein in den gut überzuckerten Grat und fanden recht schnell einen guten Weg und nach weiteren zwei Minuten eine Markierung, der wir nur zu folgen brauchten. Dann gesellten sich noch Fußspuren einer Viererseilschaft dazu, die wir beim Losgehen am Becherhaus schon auf dem Firnfeld an der Müllerhütte gesehen hatten. Wir kamen sehr gut voran, und in einer (für mich) guten Zeit hatten wir ca. 250 Hm auf dem Grat überwunden und standen auf dem Gipfel des Wilden Pfaff. Die Sicht war doch ganz nett, aber es war immer noch sehr kalt, was man vor allem an der dicken Rauheisschicht an Gipfelkreuz und Gipfelsteinmann gut sehen konnte. Ja, und dann tauchte westlich von uns auch das Zückerhütl auf. Das Eis war wirklich sehr weit zurückgegangen, und nach dem Firn war noch eine ganze Menge an freiem Fels zu sehen. Das Firnfeld war absolut unberührt, keine einzige Spur! Sollten wir tatsächlich die ersten sein, die heute den Weg auf das Zuckerhütl finden? Normalerweise quälen sich jeden Tag im Hochsommer bis zu 100 Bergsteiger auf diesen Gipfel.
Nachdem ich mich vom Klettergrat wieder gut erholt hatte (ich war zugegeben doch etwas aus der Puste, aber das ist in knapp 3500 Metern Höhe auch keine Schande!) stiegen Jens und ich in den Pfaffensattel ab, dabei verloren wir ca. 150 Höhenmeter, zudem mussten wir in dem überschneiten Felsgelände auf unzählige Steine achten, die unter dem Schnee lauerten und für uns mit den Steigeisen an den Füßen eine nicht unerhebliche Stolpergefahr boten. Es ging aber alles gut, und dann konnten wir eine Spur das Zuckerhütl hinauf spuren. Jens ging voran, und er hatte dort, wo der Schnee nicht windverpresst war, schon ordentlich zu tun. Eigentlich war es ein ideales Wetter für Schneeschuhe! Und dann erreichten wir das Gelände, das im AV-Führer als Schrofen angekündigt war. In Wirklichkeit waren es steil aufgetürmte Felsblöcke, durch die eine rote Markierung den Weg zum Gipfel wies. Aber Schnee und Eis waren hier doch ein ernsthaftes Problem. Jens und ich schauten uns eine Weile ratlos um. Mir war das ganze wirklich nicht geheuer, schließlich mussten wir die ganze Angelegenheit auch wieder hinunter kommen. Nach kurzer Beratungspause drehten wir um. Es war schon irgendwie schade, es fehlten nur noch ca. 60 Hm zum Gipfelkreuz, aber ich lege auch irgendwie Wert darauf, nach Hause zu kommen und anderen von meinen Erlebnissen im Tourenbuch zu berichten. ;-)
Da fällt mir dann auch ein Spruch ein, der in der Speisekarte der Sulzenauer Hütte stand: Solange Du noch nicht wieder unten bist, gehörst Du dem Berg. Erst am Ende der Tour gehört Dir der Berg.
Nun ja, mit leicht gesenktem Kopf, aber dem Gefühl, die richtige Entscheidung getroffen zu haben, machten wir uns auf den Rückweg. Dass ich wirklich extrem aufpassen musste, bei den wenigen Metern zurück zum Firn nicht den Halt zu verlieren, zeigte mir, dass die getroffene Entscheidung richtig war. Dann stiegen wir in zügigem Tempo aus dem Pfaffensattel wieder zum Wilden Pfaff auf, wo wir erst einmal eine Mittagspause machten, so gut es eben bei der Kälte ging. Dann wurde der Rucksack wieder geschultert, und wir traten den Rückweg über den Ostgrat an. Die Kletterstellen ließen sich allesamt hervorragend bewältigen, ich fühlte mich zu keiner Zeit irgendwie unsicher oder unwohl. So gegen 14:00 Uhr waren wir in der Müllerhütte, wo Jens die geliehenen Steigeisen abgab und wir uns kurz stärkten. Auf dem weiteren Rückweg hatte Jens noch die Idee, den Aufstieg zum Becherhaus über den südseitigen Kletterweg durchzuführen, und nicht über die nördlich gelegene kleine Scharte. Gute Idee, so packten wir am Ende noch einmal 100 Hm mehr aufs Höhenprofil dieser Tagestour. Gut ausgepowert kam ich dann auch am Ende oben auf dem Becherhaus an. Zur Belohnung gab es dann einen fantastischen Apfelstrudel!
Wir erfuhren dann auch, dass die anderen fünf nicht - wie geplant - nach Norden zur Nürnberger Hütte gewandert sind, sondern den direkten Abstieg nach Italien genommen hatten. Später am Abend erhielt Birgit eine Nachricht von Klaus, dass sie es geschafft hatten, nach 2000 Hm Abstieg den Bus aus dem Tal zu erwischen, so dass sie alle mit Bus und Bahn noch am selben Tag nach Neustift gelangten. Eduardo und Christiane sind dann am nächsten Tag zum Gardasee gefahren, die anderen drei (Klaus und 2x Michael) stiegen bei Nieselregen zur Nürnberger Hütte auf. Na, und wie es uns vieren erging? Lest weiter, bei dem Tourenbericht vom 12.08.2016.

Bilder zu dieser Tour sind in dieser Galerie zu finden.
Auf dem Ostgrat
Auf dem Ostgrat
Auf dem Wilden Pfaff
Auf dem Wilden Pfaff
Das Zuckerhütl
Das Zuckerhütl
Im Pfaffensattel
Im Pfaffensattel
Nichts zu machen
Nichts zu machen
Windrippeln
Windrippeln
Grat zum Wilden Freiger
Grat zum Wilden Freiger
Windkolk an der Müllerhütte
Windkolk an der Müllerhütte
Gruppenfoto auf dem Becher-Haus
Gruppenfoto auf dem Becher-Haus



Letzte Änderung : 22-Aug-2023
Copyright Jens Köhler, Wolfsburg, Obere Dorfstraße 10d