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Auflistung meiner bisher gegangenen Touren


Einzelheiten zur Tour Weissmiesüberschreitung

Aufbruchszeit25.July 2015, 05:36
Ankunftszeit25.July 2015, 14:19
KategorieHochtour Hochtour
Schwierigkeitmittel mittel
Länge in km10
Höhendifferenz1105
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Streckenprofilhier klicken!

Weitere Einzelheiten zur Tour

Die ganze Nacht über hatte es geregnet. Nicht unbedingt die besten Voraussetzungen für die Überschreitung eines Viertausenders. Wecken um vier, kurzer Blick aus dem Fenster: Hmm, sieht noch ziemlich übel aus. Trotzdem gaben wir die Hoffnung nicht auf, wir trotteten zum Frühstück und machten uns relativ langsam fertig. Als wir um halb sechs vor die Hütte traten, hatte der Regen nachgelassen, die Berge waren aber allesamt vernebelt. Wir setzten alles auf die Wettervorhersage, die schnelle Wetterbesserung im Laufe des Vormittags versprach, und brachen auf. Und, tatsächlich, das Wunder geschah, und am Zwischbergenpass brach bereits die Sonne durch, und wir konnten in den Südgrat des Weissmies einsteigen. Etwas schwierig wurde es, weil Christiane noch nicht richtig fit war. Der Hüttenaufstieg am Vortag hatte sie doch mehr angestrengt, als gedacht, und mit dem Tourengepäck fühlte sie sich im Blockgeröll nicht wohl. Wir trennten uns also auf in zwei Gruppen: Robin, Peter und ich sowie Thomas und Christiane. Uns war bei der Trennung nicht ganz klar, ob die beiden die Tour abbrechen oder durchziehen. Die Auflösung kommt weiter unten...
Wir konnten zu dritt recht schnell an Höhe gewinnen. Der Grat ließ sich gut klettern, und auch die vereisten Stellen oberhalb von ca. 3600 Metern behinderten uns nicht. Der Granit wies stets wunderbare Tritte und Griffe auf, und es war eine wahre Freude, über diesen Grat zu klettern. Nach einiger Zeit kamen wir dann oben am Firnfeld an, und wir seilten uns an. Der Firngrat ist offenbar seit 2006 ein wenig schmaler und ausgesetzter geworden. Ich habe dies mal mit meinen Fotos aus diesem Jahr verglichen. Es war auch 2006 schon ein Firngrat, aber nicht ganz so steil.
Oben war das Wetter sehr angenehm, so dass wir eine lange Pause machen konnten. Da die Wärme dem Firn im Abstieg nicht gut tut, sind wir aber nach ca. einer halben Stunde abgestiegen. Die oberen Meter gingen noch ganz gut, aber ab ca. 3650 Metern wurde der Schnee weich, und für mich begann eine fürchterliche Rutscherei. Ich musste mich ständig mit dem Eispickel im Hang davor bewahren, die Spur hinabzurutschen. Erschwerend kam dazu, dass ich in der Mitte ging. Na ja, das war zum Glück irgendwann vorbei. Kurz vor dem Gletscherbruch wollte Robin zu Thomas per Handfunkgerät eine Verbindung herstellen, doch dies gelang nicht. Das Gerät ließ sich nicht einschalten... So gaben wir dies auf und setzten den Abstieg fort.
Im Auslaufbereich des Gletscherbruchs verletzte sich Peter mit einem Steigeisen an der linken Wade, aber er konnte den Weg fortsetzen. Wir mussten übrigens einige schwierige Spalten überspringen. Der Gletscher war offenbar hitzebedingt in großer Bewegung. Als wir dann später ins apere Gelände kamen, legten wir auch noch das Seil zu früh ab, denn nur wenige Meter weiter, nach einem uneinsehbaren Buckel, kam wieder Firn, und jede Menge Spalten. Also Seil wieder anlegen und die letzten Meter bis zum Gletscherende so weiter.
Nach einer kurzen Pause sind wir dann über Hohsaas zu den Weissmieshütten abgestiegen, dort gammelten wir den Rest des Tages vor der Hütte herum. Dann die Überraschung. Gegen 16:45 tauchten Christiane und Thomas auf. Sie hatten die Überschreitung auch durchgezogen. Allerdings hatten die beiden von uns erwartet, dass wir am Gipfel auf sie warteten. Das hätte für uns aber eine Gipfelpause von über zwei Stunden bedeutet. Das ganze hat also noch Optimierungspotential, wenngleich man ergänzen muss, dass die Rahmenbedingungen auch sehr schwierig waren.
Zur Situation des Triftgletschers: Im letzten Jahr ist ein großer Eisturm im Gletscherbruch zu Tal gestürzt. Dadurch musste der Normalweg etwas nach Nordwesten verlegt werden. Der Gletscher wird ständig per Radar überwacht, um bei neuen drohenden Abbrüchen sofort das Gebiet zu sperren. Da kann man sagen, was man will, aber ich glaube, das ist schon der Anfang vom Ende. Was ich dann erst noch später erfahren habe: Am Südgrat gab es in ca. 3700 Metern Höhe einen Felssturz in die westliche Flanke hinein. Bergsteiger waren nicht betroffen, aber auch hier geht offenbar der Permafrost zurück, wodurch der Berg seine Stabilität verliert.


Letzte Änderung : 22-Aug-2023
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