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Auflistung meiner bisher gegangenen Touren


Einzelheiten zur Tour Von Kaldàrsel zum Blàfjall

Aufbruchszeit3.July 2019, 07:34
Ankunftszeit3.July 2019, 13:51
KategorieMittelgebirge Mittelgebirgstour
Schwierigkeitmittel mittel
Länge in km17
Höhendifferenz660
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Streckenprofilhier klicken!

Weitere Einzelheiten zur Tour

Draußen tobte ein ziemlich krasser Sturm. Entsprechend schlecht geschlafen hatte ich, was auch daran lag, dass ständig die Außenwand an das Kopfteil meines Schlafsacks drückte. Das Wasser der Kaldá kräuselte sich stark, und beim Zusammenpacken der Zelte musste absolute Konzentration herrschen, damit nichts vom Wind davongetragen wurde. Aber es gelang uns irgendwie, und bei leichtem Nieselregen verließen wir unseren gestern noch so idyllischen Lagerplatz, heute bei Windstärke 5 bis 6. Erschwerend kam dazu, dass der nächste Lagerplatz am Bláfjall wasserarm sein sollte, also mussten zusätzlich 3 bis 4 Liter Wasser von uns mitgeführt werden. Zunächst ging es wie am Vortag direkt auf den Helgafell zu. 100 Meter vor dem immer noch sehr schönen Bergmassiv musste ich Holger und Ronald zurückrufen, sie hatten den ersten Abzweig nach links verpasst. Es ging nun leicht bergauf zu einem kleinen Bergrücken, in dessen Windschatten wir ganz gut vorankamen. Ein großer Platz, wo offenbar öfters größere Reitgruppen anhielten, deutete auf die erste Attraktion der heutigen Etappe hin, die kleine Höhle Músahellir, die Maushöhle. Eigentlich unglaublich, aber hier richteten die Isländer das erste Gästehaus für Touristen ein. Die Höhle wurde mit Holzbohlen ausgekleidet, Möbel wurden hineingestellt, und fertig war die Laube! Heute kann man das ganze immer noch betreten, aber ich glaube, da hat so mancher Tourist einen mittleren Kulturschock bekommen, als er das sah! Richie und ich suchten noch (erfolgreich!) den Geocache, dann setzten wir die Wanderung fort. Nach einem halben Kilometer verließen wir das Wandergebiet des Helgafells mit seinen guten Markierungen endgültig und betraten das endlose Lavafeld þrihnúkahraun. Zu Anfang war es noch ganz interessant, verwinkelte moosige Lava machte den Weg spannend, aber in Richtung Süden zeigten sich sehr viele dichte Wolken, die nichts Gutes bedeuteten. Als das Lavafeld langweilig wurde und der Weg schnurstracks nach Südost führte, verstärkte sich der Regen und wurde vom Seitenwind gegen uns gepeitscht, dass es eine wahre Freude war. Wir überquerten irgendwann die Straße 417, den Bláfjallavegur, und sahen vor uns eine etwa schuhschachtelgroße Hütte im weiten Nirgendwo des Lavafelds. Die Hütte war von einem isländischen Wanderverein für die Reykjavegur-Wanderer aufgestellt worden. Die Tür schloss ordentlich, und die Hütte war tatsächlich erstaunlich winddicht, aber innen war es desolat und trostlos: Das Doppelstockbett war von der Wand abgerissen, die Matratzen lagerten seitlich an der Wand, abgedeckt von einer goldenen Rettungsdecke, zwei marode Campingstühle waren auch nicht sehr einladend, und ein schimmliges Küchenregel bot ein paar Gaskartuschen und in einer offenen Plastiktüte Frühstückszerealien an. Nun ja, hier lungerten wir ca. 15 Minuten herum, draußen wurde es natürlich nicht besser. Also weiter. Draußen staunten wir über den wohl flachsten Regenbogen über der einsamen Straße, den wir jemals gesehen hatten. Hmm, sollte das Wetter doch besser werden? Nein, leider nicht. Jetzt wurde der Trail sogar richtig schön, über das ansteilende Lavafeld ging es den Bergen entgegen, im Bereich des Flesjur sogar sehr steil, immer über interessante Lavamuster auf dem Boden. Am fast höchsten Punkt des Aufstiegs sahen wir ein Mulde im Basalt, hier hatten die Isländer vor langer Zeit eine Trinkmulde für die Pferde in den Stein gemeißelt, ein Trick, um durch das ansonsten von Oberflächenwasser freie Gebiet mit Pferden reisen zu können. Oben erreichten wir das Dauðidalur, eine eher langweilige Hochebene. Der Weg schlug ein paar gemeine Haken, die wir nur dank GPS nachvollziehen konnten. Am Ende zogen die blauen Pflöcke schnurgerade nach Osten, ca. 2 Kilometer lang. Die Stimmung war nicht so prall, jeder ging irgendwie sein Tempo und versuchte den Regen, der von rechts auf unsere Regenklamotten prasselte, so gut wie möglich zu ignorieren. Der Bláfjall, ein eigentlich markanter Berg, kam einfach nicht in Sicht. Irgendwann sahen wir eine weiße Berghütte. Als wir ihr näher kamen, sahen wir davor parkende Fahrzeuge, VIELE parkende Fahrzeuge. Nanu? Hier soll doch eigentlich nichts sein. Ronald und Holger liefen vorweg, ich wartete auf Richie und Anette. Zwischendurch sondierte ich das Gelände. Die GPS-Koordinaten von Dieter Graser zeigten auf eine sehr dünne Grasschicht im unebenen Lavafeld. Bei dem Sturm war hier eigentlich kein Zeltplatz für drei Zelte zu finden. Mit Richie und Anette bin ich also zu der Hütte hinüber. Ronald und Holger waren schon im Vorraum und hingen ihre nasse Klamotten irgendwo hin. Ich entledigte mich meiner nassen Regensachen und ging auf die Suche nach einem Verantwortlichen für diese Hütte. Irgendwann traf ich im Keller eine junge Frau. Sie fragte uns, wo wir denn herkämen und wo unser Auto wäre. Meine Antwort, dass wir vom Helgafell kämen und gar kein Auto hätten, brachte sie zum Staunen. Nun, ich fragte, ob eine Übernachtung möglich sei, und sie meinte, dass sie zunächst ihren Chef fragen müssten. Fünf Minuten später die enttäuschende Antwort, dass dies nicht ginge. Wir dürften uns aber aufwärmen und Kaffee, Tee und Kekse nehmen, na immerhin etwas. Holger hat sich gleich ca. 10 Kekse reingeschoben, wir anderen mussten mit den Resten vorlieb nehmen. Ronald hatte im Vorraum seine Stiefel ausgegossen, er war komplett durchweicht, was aber auch daran lag, dass er zu faul war, die Regenhose anzuziehen. Holger war oben rum dank seines Ponches trocken geblieben, aber Hose und Stiefel waren auch komplett durch. Anette und ich hatten es recht gut erwischt, nur leichte Feuchtigkeit. An meinem Rucksack ist Wasser am Tragesystem heruntergelaufen und hat das Bodenfach relativ stark geflutet. Die eigentlich wasserdichte Packtüte ist leider doch nicht wasserdicht, mein Schlafsack war leicht nass und ich musste ihn im großen Raum trocknen. Tja, aber wo waren wir eigentlich? Die Antwort: Bei InsideTheVolcano, einer Touristenattraktion, bei der man mit einer Bühne an Seilen ca. 160 Meter tief in einen Vulkanschlot hinabgelassen wird. Im Stundentakt trafen sich in dieser Hütte die Teilnehmer, bekamen im Keller Regenklamotten und andere Ausrüstung und liefen dann zum Vulkankrater. Die Tour dauert ca. 4 Stunden und kostet pro Person etwa 300 EUR, dafür wird man dann aber auch direkt in Reykjavik abgeholt und auch zurückgefahren. Ok, nun etwas mit Kaffee und Keksen gestärkt und versorgt mit WLAN konnten wir nun überlegen, wie es weiterging. Schnell waren wir nach dem Prüfen der Wetteraussichten für den Folgetag einig, dass ein Abbruch der Tour das Beste sei. Es sollte den Donnerstag weiterregnen, und auch für diesen Abend sollte der Regen eigentlich nicht aufhören. Richie hatte für Hveragerði ein günstiges Hostel gefunden. Ich versuchte derweil, ein Taxi anzurufen. Beim Prüfen der Anschrift des Hostels stellte sich heraus, dass es in Hafnarfjörður lag, also kurz vor Reykjavik. Da hat ja google einen ziemlich Unsinn produziert. Schnell haben wir dann umgeschwenkt auf den Zeltplatz in Hveragerði. Im dritten Anlauf habe ich dann einen Taxidienst in Selfoss erreicht. Es dauerte ein bisschen, um ihm sein Fahrtziel am Bláfjall zu erklären, aber am Ende sagte er zu und würde in ca. 45 Minuten da sein. Uff, das war also geschafft. Der Rest verlief dann sehr koordiniert. Der Taxifahrer brachte uns direkt zum Zeltplatz, der sehr leer war, der Platzwart war auch sehr freundlich und konnte uns sogar Wandertipps geben, außerdem verwies er auf seine seeehr gute Dusche! Nach dem regnerischen Vormittag war es echt schön, bei Sonnenschein das Zelt aufzubauen. Eine überdachte Außenküche war für uns auch ideal, und so konnten wir endlich wieder durchatmen. Sogar einen Trockenraum besaß der Zeltplatz. Mit Ronald und Anette ging ich noch zum örtlichen Supermarkt, den wir 5 Minuten vor Ladenschluss betraten. So schlimm der Tag begann, so angenehm klang er aus!

Bilder zu dieser Tour sind in dieser Galerie zu finden.
In der Múshellir
In der Múshellir
Schlechtwetter im Anmarsch
Schlechtwetter im Anmarsch
Regenwolken kommen näher
Regenwolken kommen näher
Jedenfalls spannend
Jedenfalls spannend
Regenbogen in der Einöde
Regenbogen in der Einöde
Schutzhütte im Nirgendwo
Schutzhütte im Nirgendwo
Aufbruch in die blauen Berge
Aufbruch in die blauen Berge
Steiniger Aufstieg
Steiniger Aufstieg
Trinkmulde für Pferde
Trinkmulde für Pferde
Etappe beendet
Etappe beendet



Letzte Änderung : 22-Aug-2023
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