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Einleitung

Kein Thema hat die Zeit von März 2020 bis April 2022 so dermaßen geprägt wie die Covid19-Pandemie. Es war ein Thema, das letztlich alle betraf, alle Altersgruppen in allen Regionen unseres Landes, direkt oder indirekt. Es war eine Zeit, in der wir auch mit Ängsten und bisher nie gekannten Freiheitseinschränkungen umgehen mussten.
Es ist sicher leicht, in der Rückschau eine Bewertung des Geschehens vorzunehmen. Diese Zusammenfassung stellt meine persönliche Meinung dar, ich habe sie vor allem für mich selbst erstellt, um mir etwas von der Seele zu schreiben. Ich tue das nicht, um einzelne Personengruppen anzugreifen oder zu denunzieren, das liegt nicht in meiner Absicht, aber wenn es erforderlich ist, will ich auch nicht davor zurückschrecken, das anzusprechen, was aus meiner Sicht falsch ist. Mir ist durchaus bewusst, dass es die perfekte Lösung für den Umgang mit einer Pandemie nicht gibt. Was aber absolut tödlich ist, das ist eine Beratungsresistenz der Maßnahmenverantwortlichen, die ich hier absolut anprangern muss. Ich werde dies auch weiter unten mit Beispielen untermauern. Vorher werde ich ganz grob die Chronik der Pandemie aus meiner Sicht darstellen. Nach Nennung der Beispiele versuche ich zu beschreiben, wie die Gesellschaft mit Covid19 umgegangen ist und welche Auswirkungen ich in meinem Umfeld beobachtet habe. Im Anschluss werde ich die hysterischen Extramata skizzieren, die durch die Corona-Pandemie entstanden sind.
Am Ende will ich auf die Politik und ihr Problem des Sich-In-die-Ecke-Malens beleuchten, für Toleranz und gegenseitiges Verständnis werben und am Ende Ideen geben, wie man so etwas in Zukunft besser machen könnte.

Chronik aus meiner Perspektive

In einer kurzen Chronik will ich die wichtigsten Marken der Corona-Pandemie und des mich unmittelbar Betreffenden zusammenfassen. Die Abfolge erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit.
März 2020Mitte März habe ich noch einen 80.Geburtstag besucht, bei dem zuvor über ein Drittel aller Gäste absagte. Es war eine sehr eigenartige Feier. Zu meinem Geburtstag sagen alle Eingeladenen ab, obwohl wir uns noch hätten treffen dürfen. Ein paar Tage später der Lockdown, verordnetes HomeOffice ohne jegliche Ausrüstung aus dem Büro. Noch war die Hoffnung da, dass der Spuk nicht lange dauert.
Ostern 2020Bei absolutem Traumwetter wandere ich durch menschenleere Landschaften im Leinebergland. In Delligsen war ein winziger Kinderspielplatz mit Trassierband abgesperrt..
Mai 2020So langsam bröckeln alle Urlaubspläne für 2020 dahin. Hochtourenwoche im Monte-Rosa-Gebiet wird abgesagt. Die Baumärkte öffnen wieder, unter drakonischen Sicherheitsmaßnahmen mit Schlangensystemen wie im Heide-Park Soltau.
Juni 2020Etwas Normalität kehrt zurück. Aber überall müssen jetzt Masken getragen werden, noch dürfen sogar Stoffmasken getragen werden.
Sommer 2020Urlaub in Oberbayern und Österreich. Österreich ist deutlich entspannter. In bayerischen Biergärten muss vom Eingang bis zum Tisch Maske getragen werden. Am Tisch kann die Maske abgenommen werden. Nur Dank dieser durchdachten Maßnahmen haben wir Corona besiegen können!!
November 2020Kurzer vorrübergehender Lockdown. Ich bin natürlich immer noch im HomeOffice.
Silvester 2020Das traurigste Silvester, das ich bisher hatte. Sitze allein im Garten an der Feuerschale, immerhin Video-Call mit Daniel.
März 2021Geburtstag kann wieder nicht gefeiert werden. Die ersten Risikogruppen werden geimpft.
Pfingsten 2021Ein ziemlich bekloppter Corona-Urlaub in Oberammergau. Als Ungeimpfter musste ich mich alle zwei Tage testen lassen, um abends essen gehen zu können oder die Bergbahn auf den Laber nutzen zu dürfen. Der Test von unserer Vermieterin war viel besser als die Kleinhirnpunktierung des Roten Kreuzes im Festspielhaus.
Juni 2021.Der nur kurz geplante Lockdown, der im November begann, endet endlich. Im Alpenverein können wieder Veranstaltungen stattfinden. Maskenpflicht gilt aber immer noch fast überall, zumindest im Freien (z.B. Supermarktparkplätzen) wird sie endlich eingestellt.
August/September 2021Ich hole mir zwei Impfungen von Moderna ab. Bei der ersten Impfung bekomme ich einen kleinen Kreislaufzusammenbruch. Hatte in meinem Leben schon viele Impfungen, aber sowas noch nicht. Nach der zweiten Impfung leichte Nebenwirkungen wie eine Woche Durchfall und Herzbeschwerden. Alle Nebenwirkungen per Web-Formular an das Paul-Ehrlich-Institut gemeldet.
Oktober 2021Die Politik verschärft die Impfdebatte und stellt die Impfverweigerer mehr oder weniger als Idioten dar. Im Laufe der nächsten Wochen werden Ungeimpfte mehr und mehr aus dem sozialen Leben herausgedrängt. Eine Impflicht besteht nicht.
Dezember 2021Start der Booster-Kampagne. Geboosterte erhalten plötzlich Privilegien selbst gegenüber vollständig Geimpften. Konzepte wie 2G, die schon die Umgeimpften ausgrenzen, werden nun zu 2G+. Vollständig geimpfte müssen sich testen, nur Geboosterte müssen sich nicht testen lassen. Es entsteht das Paradoxon, dass ein frisch doppelt Geimpfter weniger Rechte hat als der vor 5 Wochen Geboosterte. Die Omikron-Variante setzt sich immer mehr durch. Trotz hoffnungsvoll stimmender Berichte von Ärzten aus Südafrika zeichnet die deutsche Politik, allen voran das Robert-Koch-Institut, düsterste Bilder für die kalte Jahreszeit. Die Politik beschließt, dass nur noch FFP2-Masken als gültiger MNS verwendet werden dürfen. FFP2-Masken haben einen erheblich höheren Atemwiderstand, im Arbeitsleben ist der Gebrauch von FFP2-Masken strengen Regeln unterworfen, die aber offenbar bei Corona nicht mehr zählen.
Januar 2022In Wolfsburg finden Montagsspaziergänge statt, an zweien habe ich auch teilgenommen. Es war eine wirklich interessante Erfahrung, mit wieviel Polizeiaufgebot friedliche und sogar überwiegend schweigende Bürger durch Wolfsburgs Innenstadt begleitet wurden. Zwei junge Männer vor mir produzierten das wohl beste Zitat: Schau mal, überall nur Nazis!. Sie spiegelten damit wieder, dass in den Medien diese Veranstaltungen so dargestellt würden, als kaperten Rechtsradikale diese Spaziergänge. Ich kann nur sagen, dass die mitlaufenden Bürger ganz normale Mitmenschen waren. Die Polizei konnte nur hier und da Spaziergänger ohne Maske mit einem Bußgeld belegen, um ein Exempel zu statuieren. In Wolfsburg waren gefühlt an einem Montag mindestens 100 Polizisten im Einsatz, teilweise beritten.
Februar 2022Langsam werden die Maßnahmen zurückgenommen, 2G+ wird fast überall abgeschafft, Ungeimpfte können per Test wieder teilweise am sozialen Leben teilnehmen.
März 2022Das Infektionsschutzgesetz endet Mitte März. Die Bundesländer handeln aus, dass die Regeln noch bis Ende März beibehalten werden dürfen. In meinem Arbeits- und privaten Umfeld nehmen die Corona-Infektionen spürbar zu.
April 2022Seit dem 3.April entfällt in vielen Teilen des öffentlichen Lebens endlich die Maskenpflicht. Landesregierungen bedauern öffentlich in Stellungnahmen, dass die Maskenpflicht nicht aufrecht erhalten werden kann. Im ÖPNV gilt aber weiterhin noch die Maskenpflicht. Die Pflicht zum HomeOffice soll für mich Ende April enden, aber es ist noch nicht klar, unter welchen Auflagen die Büroarbeit dann zu erfolgen hat.
Am 07.April hat der Bundestag gegen eine Impfpflicht ab 60 gestimmt. Unter Ich habe mitgemacht sind die schlimmsten Beispiele von Hetze gegen Ungeimpfte nachzulesen.
Mai 2022Auf einer Reise in den englischen Lake District kann ich im Ausland wieder einen komplett entspannten Urlaub genießen. Auf der Fähre von Amsterdam nach Newcastle erkennt man die deutschen Touristen an der FFP2-Maske.
Mitte Juli 2022Nun bin ich auch dran, Corona hat mich erwischt. Beim Abstieg von einer sehr anspruchsvollen Wanderung zur Hanskühnenburg merke ich, dass irgendwas nicht stimmt. Zuhause messe ich fast 39 Grad Fieber, der Test ist positiv. Liege vier Tage mit Fieber und etwas Kopfschmerzen flach. Trinke sehr viel, schlafe so gut wie schon lange nicht mehr. Nach einer Woche ist der Test schon wieder negativ, das Leben kann weitergehen. Mitte August stehe ich auf dem Gipfel des Großglockners.
Ab Sommer 2022Mit dem Aufheben der Maskenpflicht im ÖPNV wird die letzte Corona-Maßnahme endlich eingestellt.

Extrembeispiele behördlichen Handelns

  • Sperren von Spielplätzen: Insbesondere im ersten Lockdown von März bis Juni 2020 eine sehr beliebte Maßnahme. In dieser Zeit dürfte sich Flatterband sehr gut verkauft haben.
  • Sperren von Parkbänken: Auch im ersten Lockdown: Allein das Besetzen einer Parkbank durch eine Einzelperson wurde als Ordnungswidrigkeit mit 150 EUR geahndet.
  • 50m-Radius um Eisdielen: Eisdielen durften irgenwann ab Mai 2020 wieder öffnen, jedoch hatte die Laufkundschaft den Ausgabebereich schnell zu verlassen, erst nach 50 Metern durfte mit dem Verzehr des Eises begonnen werden. Bürokraten haben sich wirklich mit der Frage beschäftigt, ob das Ablecken des schmelzenden Eises innerhalb des 50m-Radius erlaubt sei oder bereits eine Ordnungswidrigkeit darstellt. Leute glaubt mir, das ist wirklich passiert!!
  • Rodeln mit Mund-Nase-Schutz: Im extrem schneereichen Winter 2020/21 hat der Landkreis Goslar an Rodelhängen im Harz patroulliert, ob auch jeder eine Maske trägt (im Freien!).
  • Metaphorische Daumenschrauben: Für mich eine der schockierendsten Übergriffe der Behörden kurz vor dem zweiten Lockdown ab November 2020. Als im Landkreis Berchtesgadener Land die Inzidenzen sprunghaft steigen, stellt sich der Landrat des Landkreises vor die Kameras und sagt, dass man jetzt die Daumenschrauben anziehen müsse. Quasi über Nacht müssen sämtliche Beherberungsbetriebe im Landkreis ihren anreisenden Übernachtungsgästen absagen. Das schockierendste ist, dass hier eine Infektionskrankheit mittels einer offenbar unfähigen Bevölkerung personifiziert wurde, ein absolutes Unding und eine Frechheit sondergleichen.
  • Pflegeeinrichtungen: Aktiv und passiv betroffen waren die Personen, die entweder Bewohner eines Pflegeheims waren oder die solche Personen als Angehörige besuchen wollten. Meine Mutter hat meine Großtante im Pflegeheim besucht. Die Besuchszeit wurde begrenzt, beide mussten Maske und Handschuhe tragen, zwischen beiden eine Plexiglasscheibe. Meine Großtante ist wenige Wochen später verstorben, vereinsamt, ohne in den letzten Wochen ihres Lebens lächelnde Menschen gesehen zu haben, ohne liebevollen Kontakt zu den letzten Verwandten zu erhalten. Niemand hat diese Personen gefragt, ob sie das so haben wollten.
  • Absonderungsschreiben: Niemand infiziert sich mit Corona, weil er das möchte oder weil er daran Freude hat. Krankheiten sind ständige Begleiter der Menschheit, seit Anbeginn der Zeit. Absonderungsschreiben sind so formuliert, dass sie den Betroffenen eine Schuld suggerieren. Nichtbefolgen der Quarantänevorschriften werden mit drakonischen Strafen belegt.
Rückblickend muss gesagt werden, dass viele Regionalverwaltungen in Städten und Landkreisen einen Wettbewerb um die weitestreichenden Regelungen ausgefochten haben. Die Stadt Jena hat im April als erste Stadt mit Maskenpflicht (damals noch mit erlaubten Stoffmasken) angefangen, sehr schnell zogen andere Städte nach. In Sachsen wurde in vielen Gemeinden ein maximaler Bewegungsradius um den Wohnsitz gezogen. Sachsen-Anhalt hat das Einreisen von Touristen vollständig untersagt (von März bis Mai 2020). Auch Wolfsburg hat relativ früh nach Jena die Maskenpflicht ausgerufen, so dass man im April 2020 noch im Landkreis Helmstedt eine Zeit lang maskenfrei einkaufen konnte, in Wolfsburg aber nicht.

Auswirkung auf die Gesellschaft

Im Vorfeld muss gesagt werden, dass insbesondere im ersten Lockdown keinerlei Erfahrungswerte im Umgang mit einem solchen Infektionsgeschehen vorhanden waren. Jeder wollte seinen Teil dazu beitragen, der Zusammenhalt war entsprechend groß. Aus China (Wuhan) war zu lernen, dass der strenge Lockdown offenbar ein angemessenes und effizientes Mittel zum Eindämmen der Pandemie sei. Ich konnte in meinem Umfeld beobachten, wie durch Kreativität und Eigeninitiative Wege gefunden wurden, um zumindest einen kleinen Rest von sozialem Leben zu ermöglichen. Dies trifft vor allem auf die Hochtourengruppe zu, in der ich mich ehrenamtlich engagiere. Ich habe aber auch von Fällen gehört, wo sich junge Frauen am Rande der Hysterie kaum noch aus der Wohnung getraut haben, aus Angst, sich anzustecken; ein zweifelhafter Erfolg der Wir-bleiben-zuhause-Kampagne, die vor allem durch die Medien stark gepusht wurde.
Der Zusammenhalt der Gesellschaft begann im Sommer 2020 zu bröckeln. Trotz niedriger Inzidenzen nahmen Politik und Verwaltung nicht alle Einschränkungen zurück, sondern hielten sie aufrecht. Ich war einmal zum Arbeiten im Büro, eine sehr dystopische Erfahrung: Alles war verwaist, unsere Büropflanze kroch aus ihrem Pflanzkübel heraus und war am Teppich festgewachsen, Essen in der Kantine war für mich sehr verstörend, weil ich mit einem Kollegen an einem Sechser-Tisch saß, mit diametralem Abstand.
In Erinnerung für ein Ausbrechen aus dem Maßnahmenzirkus blieben mir vier junge Leute, die ich am Ostermontag auf dem Rammelsberg traf, die sich an der frischen Luft trafen und somit gegen die Kontaktbeschränkungen verstießen, die aber froh waren, sich nach langer Zeit mal wieder zu sehen.
Ich hatte das große Glück, in einem sozialen Umfeld zu leben, das Wege fand, um Kontakte nicht abreißen zu lassen. So blieb mir mein Geburtstag in 2020 in positiver Erinnerung, als ich mit zwei Freunden spontan eine Biwakwanderung im Harz unternahm, weil alle anderen Partygäste abgesagt hatten. Dennoch habe ich in Einzelfällen auch hysterisches Verhalten beobachtet, wenn es darum ging, Ungeimpfte nicht auszuschließen.
Ich muss es leider deutlich sagen, aber der Deutsche ist im Kern seines Wesens ein Untertan. Corona hat dies in mehreren Fällen zum Ausdruck gebracht, wo die Allermeisten kein Problem damit hatten, auch noch die dümmste Vorschrift durchzusetzen. So hat meine Chefin 2020 auf die Frage, ob denn einer von uns einmal die Woche ins Büro dürfe, um die Blumen zu gießen, damit beantwortet, dass dies nicht möglich sei und dass die Blumen sterben müssten. Ein anderer kam argumentativ zu Hilfe, dass es ja eine Riesengefahr sei, wenn man selbst zum Blumengießen Viren auf den Türklinken hinterließe.
Das aus meiner Sicht Schlimmste, was ab August 2021 zu beobachten war, war das Einprügeln auf die Umgeimpften. Ich möchte hier festhalten, dass es keine Impfpflicht gab, es war freiwillig, und bei der Impfung musste man auf unzähligen Formularen sogar unterschreiben, dass man die Risiken akzeptiert und hinterher niemanden für Gesundheitsschäden belangt. Jeder durfte also juristisch gesehen frei entscheiden, ob er einen gesundheitlich relevanten Eingriff durchführen lässt oder nicht. Auch hier kam wieder das deutsche Wesen zum Vorschein. Die Unzufriedenheit darüber, dass man überhaupt noch Corona-Maßnahmen ertragen müsse, wurde auf den Sündenbock der Ungeimpften projiziert. Ja, es war nichts anderes. Und hier hat die Gesellschaft als ganzes komplett versagt. Es gab Lichtblicke, wo sich Künstler und Schauspieler rund um Jan Josef Liefers in der Aktion #allesaufdentisch engagierten und der Gesellschaft den Spiegel vorhielten. Aber dem dadurch provozierten Shitstorm hielten nicht alle Beteiligten stand. Danach war das Thema auch durch. Aber auch von Sozialverbänden oder den Kirchen kam keine Kritik. Die Ungeimpften, die sich für ihre Entscheidung, an einer freiwilligen Impfung nicht teilzunehmen nicht zu rechtfertigen hatten, wurden beispielsweise durch Berlins regierenden Bürgermeister Müller Ende 2021 als Egoisten bezeichnet, und das nicht in einem Meeting, dessen Inhalt vertraulich ist, sondern in einer Bundespressekonferenz! Wirklich, das war eine echte Meisterleistung, von nirgendwo kam ein Wort des Widerspruchs! Aber alle, die bei der Ausgrenzung der Ungeimpften wegguckten, die klatschten dann kurze Zeit später Beifall, als man, die Rechte von LGBTI wahren wollend, sogar den ungarischen Präsidenten von einem Länderspiel in München vergraulte. Doppelstandards waren noch nie eine Lösung, denn Werte sollten universell sein!

Zero-Covid-Strategie

Vielleicht um zu zeigen, dass wir in Deutschland nicht das Schlimmste zu ertragen hatten, ein Blick nach Asien und Australien und der dort sehr beliebten Zero-Covid-Strategie. Einige werden sich vielleicht noch an die Flatten-the-Curve-Diagramme in den Nachrichten so um März/April 2020 erinnern. Die Politik hatte immerhin anerkannt, dass das Virus durch die Bevölkerung durchrauschen wird und man im besten Fall das Tempo drosseln/beeinflussen könne. In Asien hingegen war der Anspruch an das eigene Handeln, das Virus komplett durch Karantäne auszuschließen. Das bedeutete, dass z.B. Menschen mehrwöchig gegen ihren Willen in Hotels eingeschlossen wurden. Eigenartigerweise war dies sogar zunächst erfolgreich, denn während in Mitteleuropa im Sommer 2020 die Zahlen wieder stiegen, wurde in Shanghai und anderswo in China Party ohne Maßnahmen gefeiert. Das änderte sich dann aber spätestens in den ersten Monaten 2022, als doch immer mehr Corona-Infektionen das Reich der Mitte eroberten und man erschreckend feststellte, dass sich die Corona-Weltkarte invertiert hatte: Länder ohne Zero-Covid-Strategie waren nun mit der Pandemie fertig, und China hatte nun anzuerkennen, dass immer drakonischere Maßnahmen zur Infektionsvermeidung gesellschaftlich nicht mehr tragbar waren. Hier will ich daran erinnern, dass noch im März 2022 für die 13 Millionen Einwohner Shanghais ein Lockdown angeordnet wurde!
Letztlich ist es menschliche Hybris, zu glauben, ein respirativ wirkendes Virus dauerhaft aufhalten zu können. In einer derart vernetzten und globalisierten Welt lässt sich ein Virus nicht aufhalten. Genau Zahlen gibt es nicht, aber selbst dem isoliertesten Land der Erde, Nordkorea, ist es nicht gelungen, Covid zu entgehen! Zero-Covid ist das Ergebnis, wenn man sich komplett der Angst hingibt und dabei Mechanismen ausblendet, mit denen die Menschheit seit Tausenden von Jahren lebt, nämlich der Wechselbeziehung zwischen der RNA-Welt der Viren und dem menschlichen Immunsystem.

Maßnahmengegner

Ein sehr schwieriges Thema ist die Darstellung der Gegner von Corona-Maßnahmen. Das Spektrum ist extrem weitgefächert, und ich würde fast behaupten, dass alle Typen von Menschen, die einem schon über verdächtig vorkamen, in den großen Topf der Corona-Leugner geworden wurden. Es gab die Leugner von Corona selbst, die das alles für eine Verschwörungstheorie von Bill Gates hielten. Es gab die militanten Impfgegner, die sich schon vor Corona nicht impfen ließen und jetzt all ihre Paranoia auf die mRNA-Impfung projizierten. Es gab Esoteriker, die ihre eigenartige Weltsicht hineinbrachten. All dies bildete die Basis für einen ganz bequemen Weg, sich mit abweichenden Meinungen zur Corona-Politik zu beschäftigen: Der General-Diffamierung. Und das war leider der Grund, warum sich Vertreter der, ich nenne sie mal so, Partei Freiheit in der breiten Öffentlichkeit mit ihren durchaus rationalen Argumenten nicht durchsetzen konnten. Hier muss ich leider auch den Medien ein Totalversagen vorwerfen, denn sie haben auf den Demos, die ja sehr häufig stattfanden, immer die Spinner herausgesucht und als repräsentativ dargestellt. Vielleicht hätten sie aber mal den Studenten interviewen sollen, der sich auf sein Studium freute, um Menschen kennenzulernen, aber dann ein Semester lang nur Online-Vorlesungen besuchte.

Vom In-die-Ecke-Malen

Ich habe es oben schon geschrieben, dass Politik, Verwaltung und Gesellschaft auf die Pandemie nicht vorbereitet waren. Wenn ich ein großes Problem habe, ich aber nicht weiß, wie ich es lösen kann, ist Nichtstun sicherlich falsch, oder, ich sag es mal plakativer, es lässt sich nicht als politisches Handeln verkaufen. Was aber wichtig ist, wenn man ganze Staaten mit Maßnahmen überzieht, dass man diese Maßnahmen später hinsichtlich ihrer Wirkung beurteilt. Kann eine Wirkung nicht beurteilt werden, muss sie eingestellt werden. Um dies aber tun zu können, müss die Politik auch in der Lage sein, Fehler einzugestehen. Dies kann aber nur erfolgen, wenn man aus dem Panikmodus herauskommt. Dies ist bis zum Frühjahr 2022 leider nicht erfolgt, stattdessen hat man verharrt und sich damit letztlich in die Ecke gemalt. Ich will dafür einige Beispiele auflisten:
  • Fangen wir mal mit einem Positivbeispiel an. Ja, ich möchte unsere Altbundeskanzlerin Merkel loben. Als im Frühjahr 2021 ein Oster-Lockdown geplant wurde (Mittwoch/Donnerstag/Freitag Lockdown, aber Samstag Zeit zum Einkaufen) hat sich Merkel dafür öffentlich in einer Fernsehansprache entschuldigt. Natürlich, es war ja auch eine selten dämliche Idee, aber sie hat es immerhin erkannt und sich entschuldigt.
  • Maßnahmenvertreter waren sehr verbohrt und litten auch an kognitiver Dissonanz. Anders ist es nicht zu verstehen, dass sie sich bei allen verhängten Maßnahmen stets auf die Meinung der Wissenschaftler beriefen. Wenn aber Wissenschaftler (hier die Aerosolforscher) in einem Brandbrief an die Regierung festhalten, dass Maskenpflicht im Freien keinen Effekt hat, dann reagiert man darauf nicht!
  • Ein sehr großer Fehler war, bei den Maßnahmen keine Exit-Strategie zu definieren und die Maßnahmen alle gehäuft einzuführen. So hat man erfolgreich verhindert, dass die Wirksamkeit einzelner Maßnahmen rückblickend beurteilt werden konnte, und so hat man sich einen Weg zurück zur Normaliltät auf Basis fundierter Daten verbaut und sich in die Ecke gemalt. Es ist ja letztlich ein Treppenwitz der Geschichte, dass die Corona-Verordnungen im März 2022 endeten, weil einfach keine Verlängerung im Bundestag verhandelt wurde. Plötzlich wurde überhaupt nicht mehr auf wissenschaftlicher Basis diskutiert, was natürlich auch daran lag, dass gerade Krieg in der Ukraine war. Oder vermische ich da etwas?
  • Als klar war, dass sich die wesentlich mildere Omikron-Variante durchgesetzt hat, hat man weiterhin auf der Impfung beharrt. Vielleicht musste das Zeug ja verspritzt werden, man hatte ja auch viel zu viel eingekauft, und die Kaufverträge sind immer noch Staatsgeheimnis. Aber wenn einem der Virus sozusagen ein Angebot macht und eine nahezu risikolose Herdenimmunität möglich wird, dann muss man diesen Weg entschlossener aufzeigen.
  • Sicher könnte ich die Liste fortsetzen und noch etwas über das Thema Gestorben an Corona und Gestorben mit Corona erzählen, aber das führt vielleicht doch zu weit.

Toleranz

Was im Großen vorgelebt wird, setzt sich im Kleinen fort. Im Januar 2021 hat der Europarat eine Resolution verabschiedet mit dem Aufruf an die Mitgliedsstaaten, niemanden politisch, sozial oder anderweitig unter Druck zu setzen, sich impfen zu lassen. Nun, die Bundespolitik hat davon das genaue Gegenteil getan, sie hat durch 3G und erst recht durch 2G Ungeimpfte in ihrem Leben behindert oder sie sogar vom sozialen Leben ausgeschlossen. Jeder Fachmann für Propaganda weiß, dass das Wiederholen von Lügen irgendwann im Rezipienten zur Wahrheit wird, nach der dieser sein Leben ausrichtet. So habe ich es auch erlebt, als ich Ungeimpfte zu einer Silvesternachtwanderung 2021 mitnehmen wollte und dafür sehr schwer angegriffen wurde. Jetzt (Dezember 2023) ist es mittlerweile erwiesen, dass die Impfung die Infektion nicht aufgehalten hat, aber es gab bis heute keine Entschuldigung der damals Verantwortlichen, eine ganze Bevölkerungsgruppe diskriminiert zu haben!
Aber, auch das muss ich erwähnen, die Ungeimpften waren teilweise kein einfaches Klientel, denn viele schalteten in der Corona-Zeit auf alternative Medien um, und mit diesen dort aufgesaugten Erkenntnissen wurde eifrig diskutiert, oftmals über die Schmerzgrenze hinaus.

Was können wir besser machen?

Über dieses Thema könnte man vermutlich Bücher schreiben (ist wahrscheinlich schon längst der Fall! ;-) Als Fachfremder (weder Virologie, Immunologie noch Verwaltungspolitik sind meine Steckenpferde) kann ich nur Ideen aufzeigen.
Politik und Verwaltung: Die Politik muss den Menschen mehr Eigenverantwortung zugestehen. Bei vielen Themen wird dies immer stillschweigend vorausgesetzt und sogar erwartet, aber bei Corona sind die Menschen plötzlich zu dumm dazu? Politik und Verwaltung müssen, wenn sie die Freiheit durch Maßnahmen einschränken, die Seiteneffekte im Blick haben, es dürfen nicht zu einem Zeitpunkt zu viele Maßnahmen auf einmal eingeführt werden. Maßnahmen dürfen nur dann inkraft treten, wenn ganz klar definiert wird, wann sie wieder enden, und dies muss eine quantitative Entscheidung sein, und nicht ein Termin x. Politik und Verwaltung müssen für einen Dialog zur Verfügung stehen. Mir ging es oft so, dass die Maßnahmen von einer gesichtslosen Instanz kamen, die keinen Widerspruch duldete. Dieses Gefühl der Machtlosigkeit ist der ideale Nährboden der Populisten! Ganz wichtig: Maßnahmen müssen dem Pareto-Prinzip gehorchen. Damit wird auch dem Maßnahmenrennen besser Einhalt geboten, in der ein Landkreis versucht, mehr Maßnahmen als der Nachbarkreis zu verkünden.
Bereits im Oktober 2020 gaben Wissenschaftler in der Great-Barrington-Erklärung einen möglichen Weg vor, wie vulnerable Gruppen geschützt werden können, ohne aber die gravierenden Kollateralschäden von sehr restriktiven Corona-Maßnahmen zu verursachen. Sozialverbände: Kein Schweigen mehr, wenn die Maßnahmen auf dem Rücken der Schwächsten der Gesellschaft ausgetragen werden. Aufzeigen, wenn Doppelstandards etabliert werden!
Wir als Gesellschaft: In meinem Umfeld muss ich schon feststellen, dass sich viele sehr vernünftig und auch realistisch verhalten haben. Das ist vielleicht ein Glücksfall. Corona und die damit zusammenhängenden Maßnahmen erzeugen viele Widersprüche im Alltag, und diesen müssen wir mit Toleranz im gegenseitigen Miteinander reagieren. Wir müssen aber als Gesellschaft auch auf unsere Grundrechte pochen und dürfen sie uns nicht wegnehmen lassen bzw. dürfen uns nicht in die rechte Ecke stellen lassen, wenn wir fragen, ob wir die Grundrechte zurückerhalten können. Hilfreich ist immer das Anerkennen der Entscheidungshysterese: Damit ist das Beharrungsvermögen gemeint, um Entscheidungen zu vermeiden. Hmm, es regnet, neee, jetzt ist mir das noch zu wenig, um den Regenschirm rauszuholen. Ohh, es hört auf zu regnen? Ne, ich lasse den Schirm noch lieber aufgespannt, es könnte ja nochmal anfangen. Immer dann, wenn wir als Gesellschaft hingehalten werden, sollten wir auch den Finger in die Wunde legen! Und ja, zum Schluss will ich auch ein Wort über Risikobewusstsein verlieren: Eine Gesellschaft, die stolz auf sich ist, zuhause zu bleiben, wenn ihr die Regierung das sagt?

Corona in Rock- und Popmusik

Ein bisschen unerklärlich ist mir, dass ein solch einschneidendes Ereignis wie Corona mit Lockdown und Kontaktbeschränkungen in der Musik so gut wie gar nicht rezipiert wurde. Ich selbst kenne nur drei Lieder, die Corona verarbeiten. Viel Spaß dabei! Insbesondere Theodor Shitstorm hat in seinem Musikvideo die damalige Zeit des Frühjahrs 2020 unglaublich gut zusammengefasst, ein im Rückblick einmaliges Zeitdokument!

Letzte Änderung : 22-Aug-2023
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